Abschlussbericht

 Das Reykjavik Open 2023 ist zu Ende! Nils Grandelius aus Schweden heißt der verdiente Sieger mit 7,5/9 Punkten, der sich im starken Feld mit Ivanchuk, Tari, Pranav etc. schlussendlich durchsetzen konnte. Für unsere Studentengruppe lief die letzte Runde jedoch mehr als ernüchternd. Philipp und David hatten vollkommen ausgeglichene Positionen gegen sehr starke Gegner, Philipp sogar eine etwas Bessere, jedoch mussten sich beide am Ende geschlagen geben. Philipp übersah erst ein starkes Opfer für sich und wurde anschließend in extremer Zeitnot geschlagen, während bei David eine Unkonzentriertheit zur sofortigen Niederlage führte.

Der Rest hatte wie angekündigt gut machbare Gegner, jedoch schaffte es erstaunlicherweise niemand, einen letzten Sieg zu holen. Jonas holte ein komfortables Remis mit Schwarz, möglicherweise hätte er am Ende auch noch gut auf Sieg spielen können. Maxi verzweifelte mit Schwarz gegen einen risikolos agierenden Gegner ohne jede Ambitionen und musste sich am Ende mit einem Remis begnügen. Auch Stefans und Arthur konnte mit Schwarz keine Siegchancen kreieren und remisierten, während Annika sogar verlor. Damit schließen 1,5/7 Punkte für uns einen enttäuschenden letzten Tag ab.

Auch noch zu erwähnen ist, dass wir am Abend noch beim Schachverein von Reykjavik vorbeischauten, welcher ein 10+5 Rapid Turnier veranstalte - es gibt eben nie genug Schach! Stefans erreichte wie beim Blitz die beste Platzierung von uns mit 4/5, während Philipp, Jonas, Maxi und David mit 3,5/5 ebenfalls alle gut abschnitten. Für Arthur verlief es mit 2/5 recht enttäuschend. Das klare Highlight war Philipps Sieg mit Schwarz gegen IM Justin Sarkar in der letzten Runde, nachdem er davor bereits auf der besseren Seite des Remis gegen FM Sivakumar stand. Danach blieben noch ein paar Stunden in unserer Wohnung, bevor der Großteil von uns um 03 Uhr Morgens (am 05. April 2023) zum Flughafen Keflavik aufbricht und wohl gegen so 13 Uhr Ortszeit in München landen wird.

Zeit, Bilanz zu ziehen: der ganze Trip war trotz des Streiks in Deutschland und des zugegeben sehr teuren Islands ein großer Spaß und hat sich definitiv gelohnt. Eines der größten und bekanntesten Schachturniere der Welt, ein faszinierendes Land, viele prominente Teilnehmer der Schachwelt, eine interessante Hauptstadt ... alles war dabei.

Aus rein schachlicher Sicht: Philipp und David spielten mit 4,5/9 beide ein relativ starkes Turnier, hatten allerdings mit den üblichen Unabwägbarkeiten des beschleunigten Schweizer Systems zu kämpfen. So hatte David beispielsweise vier Mal Weiß gegen deutlich schwächere Gegner, aber fünf Mal Schwarz gegen Titelträger - eine denkbar ungünstige Kombination, bei der er schwierig ist, seine wahre Stärke zu zeigen, Bei Philipp werden vor allem das starke Remis gegen IM Heimisson sowie die interessante Partie gegen GM Kjartarsson in Erinnerung bleiben. Beide Philipp und David zeigten jedoch, dass sie auch auf sehr hohem Niveau gut mithalten können.

Auch beim Rest halten sich Licht und Schatten in der Waage. Besonders der ständige Kampf gegen sehr junge und geradezu kriminell untergewertete Gegner ist ein echtes Ärgernis. Bemerkenswerterweise hat auch buchstäblich jeder von uns etwas Elo verloren, was bei einer Gruppe junger Studenten nicht unbedingt zu erwarten ist, aber vor allem der Kombination aus jungen Gegnern mit sehr niedriger Elo und starken Gegner mit sehr hoher Elo geschuldet ist - gefühlt war es bei diesem Turnier absolut unmöglich, Wertung zu gewinnen, eine echte Elo-Falle.

Jonas kann mit seinem ersten großen Turnier außerhalb von Niederbayern jedoch sehr zufrieden sein. Mit 4/9 Punkten holte er ein sehr respektables Ergebnis. Zwar hatte er nicht so starke Gegner wie die Anderen, jedoch spielte er gerade zu Beginn sehr stark und ließ im Laufe des Turniers sehr viele Punkte liegen - da ist definitiv Potenzial für mehr!

Auch Maxi kann mit 4/9 trotz einer kniffligen Gegnerauswahl einigermaßen zufrieden sein. Stefans ließ wie Jonas einige Punkte liegen und musste sich am Ende mit eher enttäuschenden 3,5/9 begnügen, zeigte jedoch auch mehrfach, dass er eigentlich jemand für mehr Punkte ist. Für Arthur war das Turnier mit 3,5/9 gefühlt ein ziemliches Disaster, was sich auch in knapp -85 Elo widerspiegelt, während Annika mit 2,5/9 Punkten ganz zufrieden war.

An dieser Stelle endet daher auch die Berichterstattung aus Reykjavik. Von uns vielen Dank an alle, die den Bericht verfolgt und uns bei diesem unglaublichen Turnier supported haben. Ich denke, diese Idee, parallel einen Blog bzw. Turnier- und Reisebericht zu unterhalten, war eine Gute und wird definitiv beim nächsten großen Trip wiederholt werden. Fürs Erste sind wir jedoch alle erstmal froh, wieder nach Hause nach Deutschland zu kommen und in 2-3 Wochen nach Ostern wieder den Alltag an der Universität Passau aufnehmen zu können. Bis zum nächsten Mal!

Euer Philipp

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